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Efdemin
New Atlantis

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Oh, lovely appearance of death,
No sight upon earth is so fair;
Not all the gay pageants that breathe,
Can with a dead body compare.
– Charles Wesley, A Funeral Hymn for a Believer, 1780


So beginnt New Atlantis, das vierte Studioalbum des langjährigen Berghain-Residents Efdemin alias Phillip Sollmann. Jene Worte, gesungen von der amerikanischen 60er-Kunstikone William T. Wiley und eingebettet in glühend schwellende Drones, setzen einen gänzlich anderweltlichen Ton für Sollmanns erste Soloveröffentlichung auf Ostgut Ton.

Im Lauf von acht Stücken oszilliert New Atlantis zwischen schnellem, kaleidoskopischen Techno, vielschichtigen Drones und akustischer Instrumentierung. Erstmals verschmilzt Sollmann die deepen Dancefloor-Modulierungen seines Alter Egos Efdemin mit den Klangkunst- und experimentellen Musikprojekten unter seinem bürgerlichen Namen. Zu Letzteren zählen seine von Harry Partch inspirierte Performance Monophonie (Volksbühne, Elbphilharmonie / Kampnagel, Ruhrtriennale, 2017) und die EP Panama / Suez, als Trio geschrieben mit den Experimentalmusikern Oren Ambarchi und Konrad Sprenger (A-TON, 2018).

Utopische Musiktraditionen standen schon lange im Mittelpunkt von Sollmanns Denken – für New Atlantis diente ihm Francis Bacons unvollendeter Roman gleichen Titels aus dem 17. Jahrhundert als Inspiration. Darin beschreibt Bacon eine fiktive Insel, die sich ganz der sozialen Entwicklung durch die Synthese der Künste, Wissenschaft, Technologie und Mode verschrieben hat. Im Buch werden futuristische, akustische Werkstätten erdacht – von Bacon ‚sound-houses‘ genannt. In jenen werden Musikinstrumente vorgehalten, die in der Lage sind, die Ganzheit an Klängen des Universums zu erzeugen. Eine 400 Jahre alte Prophezeiung der heutigen digitalen Klangrealität.

Bei Sollmann schwillt und ebbt Bacons Vision auf 50 Minuten in unterschiedlichen Tempi und Tönen, sind utopische Musiktraditionen ineinander verwoben: wogende Modularsynth-Lines, früher Detroit- Techno, klingbare Holzperkussion, Trance, dröhnende Orgeln, Hackbretter und Stromgitarren, Drehleier, reine Stimmung, Poesie, Hymnen und raunende Stimmen. Mal – wie im 14-minütigen Titelstück – stimmen sie ein in epische Rhythmusreisen; hier entladen sie sich als sich kurz öffnende Klangportale („Temple“), dort fordert eine desolate menschliche Stimme („Oh, Lovely Appearance Of Death“) die Befreiung aus dem körperlichen Gefängnis und ein Übersetzen ins Utopia des Jenseits.

Wie frühere Efdemin-Alben auf Dial Rec. verlässt New Atlantis den Kurs von Techno, um neue musikalische Regionen zu erschließen. Hier aber lässt Sollmann den Club zuweilen ganz außer Acht, nur um dessen Grenzen mit anderer Instrumentierung, Mythologie und psychedelischer Erzählung neu zu vermessen.

Efdemin | Oh, Lovely Appearance Of Death

Tracklist

01. Oh, Lovely Appearance Of Death
02. Good Winds

03. New Atlantis

04. At The Stranger’s House
05. A Land Unknown
06. Temple

07. Black Sun
08. The Sound House

Gäste

“Oh, Lovely Appearance Of Death”: William T. Wiley
[Vocals | from Vision # 4 – Word of Mouth, Crown Point Press, 1980]

“New Atlantis”: Nika Son [Synthesizer], Joachim Schütz [Guitar], Konrad Sprenger [Motor Controlled Guitar]

“At The Stranger’s House”: John Gürtler [Saxophone]

“The Sound House”: Andrew Wass [Vocals], Tomas Svensson [Sing-Drum]

Artwork

The Centers Of The World, Brussels | Yusuf Etiman [Layout]

Credits

Rashad Becker at Dubplates & Mastering, Berlin

Release Date

15. Februar 2019

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